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Der Relative Age Effect und seine Folgen

29 February 2024

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Nicht nur, dass der biologische Vorsprung die relativ Älteren bevorteilt, er setzt auch eine Kette in Gang, die die Schere zwischen früh Geborenen und spät Geborenen auf Dauer immer weiter auseinander klaffen lässt. Denn die biologische Bevorteilung bezüglich Anthropometrie und Kognition führt nicht nur zu momentan erfolgreicheren sportlichen Ergebnissen und vielleicht auch zu besseren sportlichen Leistungen. Wobei letzteres nicht immer so ist. Oft findet man in diesen Mannschaften auf der Auswechselbank die besseren Fußballer, die aber aufgrund ihrer körperlich bedingten Zweikampfschwäche kaum eine Einsatzzeit bekommen. Nach Lames et al. (2008) führt das dadurch entstehende überwiegend positive Feedback zu einer größeren intrinsischen und extrinsischen Motivation, die die sportliche Leistung immer weiter von Neuem befruchtet. Darüber hinaus kann dieses sportliche und selbstbewusste Auftreten dafür sorgen, dass relativ Ältere eher in den Genuss besonderer Fördermaßnahmen kommen. So entsteht eine positive Spirale, auf die spät geborene Spieler nur sehr viel schwerer aufspringen können. Lames et al. (2008) bezeichnen diese Spirale gar als "Teufelskreis".

Dieser Relative Age Effect ist v.a. dann als problematisch zu betrachten, wenn es nicht um die momentane Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen geht, sondern um die langfristig bestmögliche Förderung derer, die das größte sportliche Talent mit sich bringen. Denn dann ist das Ziel das Erreichen der maximal besten sportlichen Leistung im Höchstleistungsalter. Und dazu gilt es diejenigen zu fördern, die das größtmögliche fußballerische Potential, also das entsprechende Talent, mitbringen. Doch durch den Relative Age Effect kommen viele Kinder in den Genuss einer fundierten und professionellen Förderung, die diese eigentlich nicht verdient hätten. Ihr zeitlich-biologischer Vorteil und dadurch ihre aktuelle sportliche Leistungsfähigkeit lassen sie Fördermaßnahmen erhalten, die ihr eigentlich reales Talent womöglich gar nicht rechtfertigt.

Umgekehrt bleiben Kinder auf der Strecke und ohne intrinsische und extrinsische Motivation, die zwar über das nötige Talent verfügen, aber aufgrund aktueller körperlicher und kognitiver Nachteile nicht die sportliche Leistung bringen können, die das Augenmerk auf sie richten lassen würde.

Ist es das Ziel die bestmöglichen Fußballer im Höchstleistungsalter zu bekommen, und nicht die aktuell stärksten Jugendmannschaften zu stellen, sollte eigentlich kein Relative Age Effect existieren. Folglich sollten gerade in der Nachwuchsförderung und in den Leistungszentren keinerlei Anzeichen einer solchen Selektion vorliegen. Um das herauszufinden, hat Dominic Faul in seiner Diplomarbeit "Der Relative Age Effect in den Leistungszentren der 1. und 2. Fußball-Bundesliga" eine Querschnittsuntersuchung der U17 und der U19 Mannschaften der 1. und 2.Bundesliga durchgeführt. Diese wollen wir im nächsten Blogartikel vorstellen und die Ergebnisse präsentieren.

Bis dahin eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

Trainer: Michael Schuppke
Dipl. Sportwiss. Leistungssport Fußball
UEFA A-Lizenz
ehem. Athletik- und Rehatrainer TSV 1860 München
Partner Münchner Fussball Schule
Inhaber MFSFussballtraining.TV
Inhaber MFSPRO
Tags: #Relative Age Effect
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