dachte ich, dass dies, wie so Vieles, was die Ausbildung und Erziehung unserer Kinder betrifft, schon zumindest ein diskussionswürdiges Thema ist. Aber nichts…das konnten wir in der Münchner Fussball Schule kaum glauben und posteten bei Facebook nur mal die Meldung aus der Schweizer Zeitung Blick. Und schon ging es los und es wurde viel kommentiert und diskutiert. Hatten wir uns doch nicht getäuscht: dies ist ein bewegendes Thema, auch hier bei uns in Deutschland. Und als wir die Kommentare gelesen haben, konnte wir doch schnell einen Überblick über die fast einheitliche Meinung gewinnen. Mit Schlagworten wie Weicheigesellschaft, Siegermentalität oder Umgang mit Niederlagen zeigten unsere User den Schweden ganz klar die rote Karte.
Und dennoch lässt uns eine Frage nicht los: Warum machen die Schweden das? Warum gehen sie einen so drastischen und radikalen Weg? Macht es Sinn so zu denken, oder würden wir unseren Kindern in der fußballerischen Ausbildung damit schaden? Auch bei uns gibt es ja Dinge wie Fair Play Liga oder Freundschaftsrunden. Und auch bei uns gibt es in manchem Verein große Hinweistafeln, dass man bei einem F-Jugendspiel und nicht in der Champions-League ist. Und das nicht ohne Grund.
Wir haben jetzt nicht herausfinden können, warum die Schweden einen wie erwähnt sehr radikalen Weg gehen. Wir haben aber eine Vermutung. Dies hat, so denken wir, viel mit Dingen zu tun, die auch bei uns Einzug gehalten haben und die eben zu Entwicklungen wie der Fair Play Liga geführt haben.
Wir denken, es geht um das bei Eltern und Trainern immer stärker ausgeprägte Erfolgsdenken im Jugendfußball, das auch unserer Meinung nach der Ausbildung von Kindern im Weg steht.
Denn das führt zu den uns bekannten Szenen am Wochenende. Es wird oft gar nicht versucht, die Jungs und Mädels Fußball technisch spielen zu lassen. Stattdessen muss das Spiel dringend gewonnen werden, weil es ja gegen den Tabellenzweiten geht…“und wenn wir das gewinnen, sind wir Zweiter und haben dann noch eine Chance, Meister zu werden.“ Und weil das Spiel unbedingt gewonnen werden muss, werden zunächst nur die körperlich größten und die schnellsten Spieler aufgestellt und der Rest muss auf der Bank Platz nehmen und wird dann vielleicht noch 5 Minuten vor Ende eingesetzt. Ansonsten wird dann massiv verteidigt und wenn der Ball erobert wurde, folgt ein langer Ball nach Vorne auf den pfeilschnellen und zufällig auch noch schussgewaltigen Spieler, der sich locker durchsetzt und ein Tor nach dem anderen schießt.
Bitte nicht falsch verstehen: wir finden auch, dass die Kinder das Spiel gewinnen sollen und dass man als Team auch alles Sinnvolle unternehmen sollte, dies zu tun. Sinnvoll ist es aber, die Kinder dabei Fußballspielen zu lassen, sie auszubilden. Das ist unser Auftrag. Mit langen Bällen in die Spitze auf den schnellen Stürmer, lernt kaum ein Spieler was. Weder sauberes Dribbling, noch Passspiel, noch Finten werden so gelernt. Manche Spieler bekommen so überhaupt gar keinen Ball und haben kaum Ballkontakte, um zu lernen und um besser zu werden.
Oder an dieser Stelle ein persönliches Erlebnis: eine 3 minütige lautstarke und am Ende sehr emotional aufgeladene Diskussion von gegnerischen Eltern und Trainern, ob der kleine Spieler mit 8 Jahren und mit der Nummer 6 auf dem Rücken jetzt einen falschen Einwurf durchgeführt hat oder nicht. Was soll das? Geht es jetzt darum, ob der Junge einen richtigen Einwurf lernt oder ob er den Ball sauber an- und mitnehmen lernen soll? Am Ende stand in diesem Fall sogar eine kleine Ausschreitung mit Regenschirmen! Das kann doch nicht wahr sein. Und wir wissen mittlerweile, dass solche Erlebnisse keine Einzelfälle mehr sind.
Wir denken, dass die Schweden vielleicht genau dem entgegenwirken wollen. Eine sehr radikale Entscheidung, die nach dem Mittel der letzten Wahl klingt. Auf Facebook haben unsere User klar entschieden: das ist Schwachsinn, es bringt gar nichts und gibt den Kindern eine falsche Botschaft mit auf den Weg.
Wir müssen an dieser Stelle sagen, dass wir diesen Weg, den Schweden jetzt einschlägt, auch nicht gut finden. Dies ist zu extrem, der Mittelweg wäre unserer Meinung nach der Beste. Tabellen und Ergebniswertung machen schon Sinn, schon allein der Organisation aller Spiele und Mannschaften wegen. Aber wir finden, dass dem schlicht zu viel Bedeutung beigemessen wird. Natürlich sollen junge Spieler in der Ausbildung gewinnen dürfen und verlieren lernen. Und wir als Trainer und Eltern sollten sie in beiden Fällen positiv unterstützen. Aber es gilt unserer Meinung nach zwei Dinge unbedingt zu beachten:
In einem zweiten Teil dieses Blogs wollen wir uns einer wichtigen Frage in dieser Diskussion stellen: Was ist eigentlich Erfolg?
Bis dahin eine gute Fußballzeit
Euer Michi