Ich finde, dass diese Diskussion in die falsche Richtung geht. Denn zunächst mal muss man einfach feststellen: natürlich verdienen Spitzenprofis sehr viel Geld. Und dabei ist egal, ob es 12 Millionen sind oder "nur" eine Million. Beides sind in unserer Gesellschaft großzügige Gehälter und es ist ein vielfaches davon, was eine normaler Arbeiter ein ganzes Leben lang verdienen wird. Und das alles mit öffentlichem Druck oder mit Abstinenz in der Jugend zu erklären, reicht meiner Meinung nach nicht aus. Denn auf sein Privatleben verzichten muss auch der einfache Angestellte, dessen Gehalt nicht ausreicht um seine Familie zu ernähren und er deshalb in seiner Freizeit noch einem zweitem Job nachgehen muss. Und Druck muss ein Krankenpfleger mit zahlreichen unbezahlten Überstunden auch aushalten können. Doch wird er dafür ausreichend belohnt? Wohl kaum.
Doch eines ist auch klar: Hätte Sandro Wagner hier nichts gesagt, wäre dieses Thema doch auch in Zukunft kaum diskutiert worden. Haben wir nicht alle absurd hohe Ablösesummen und teilweise extrem hohe Gehälter im Profifußball als Teil des Geschäfts, als Teil der wöchentlichen Fußballshow schweigend akzeptiert? "Es ist halt so..." Fakt ist: Die Spieler bekommen ihre finanziellen Forderungen erfüllt und warum sollten sie dann das Geld nicht nehmen? Das ist doch nur menschlich und ich behaupte mal, kaum ein Nicht-Fußballer würde das Geld nicht auch nehmen, so lange es einen gibt, der diese Summen auf den Tisch legt.
Doch eines wird noch in der Diskussion vergessen: Nur ein Bruchteil der Fußballprofis verdient so viel Geld pro Jahr, dass sie am Ende Ihres Dreijahres-Vertrages oder am Ende ihrer Karriere nichts mehr arbeiten brauchen. Relativ unbekannte Spieler in der zweiten Reihe eines Bundesligisten, das Gros der Spieler in der zweiten Bundesliga und Spieler in der dritten Liga generell kommen an diese Spitzengehälter ja nicht annähernd hin. Was sind schon 100.000 Euro pro Jahr, wenn du vielleicht nach fünf Jahren eine schwere Verletzung hast und quasi in Rente gehen musst? Damit wir uns nicht falsch verstehen: 100.000 Euro sind ein sehr gutes Gehalt. Doch wenn ein Spieler das maximal 10 Jahre machen kann oder eben eine schwere Verletzung droht, dann relativiert sich das. Spieler in der dritten Liga werden wahrscheinlich auch hier nicht rankommen. Hier gibt es Vereine, die durchschnittlich 30.000 Euro pro Spieler pro Jahr ausgeben.
Fußballspieler haben ein großes Privileg: Sie können mit ihrem Hobby Geld verdienen. Das ist doch schon großartig und das scheinen viele Spieler zu vergessen. Und wenn das dann die durchschnittlichen 100.000 Euro der zweiten Liga sind, dann ist das viel Geld für seinen Beruf. So z.B. auch für den Berufseinsteiger, sprich für den Jungprofi. Das Problem eines Sandro Wagners oder eines dieser Spieler, die glauben zu wenig vom Kuchen zu bekommen, ist doch, dass sie sich mit den Spitzengehältern der Fußballwelt messen. Sie haben vergessen, welches Privileg sie haben und sollten lieber damit beginnen, dieses viele Geld so zu organisieren, dass sie am Ende ihrer Karriere ein gutes Leben führen können. Warum sind denn so viele Spieler in der Fußballer-Rente mittellos? Weil sie auf zu großem Fuß gelebt haben. Weil sie auch mit 18 Jahren schon das gleiche Luxusauto eines Neymars haben wollen. Und niemand da ist, der ihnen sagt, dass das Käse ist. Stattdessen gibt es an ihrer Seite zu viele Leute, die mitverdienen wollen und ihnen das "Richtige" einreden. Statt über das angeblich zu geringe Gehalt zu diskutieren, sollten Spieler ohne Spitzengehalt beginnen, das reale Leben zu lernen, die Dinge selbst in die Hand nehmen und sich nicht von anderen angeblichen Freunden hofieren lassen. Oder eine Umschulung in einen normalen Beruf beginnen...Ende der Diskussion!
Eine gute Fußballzeit
Euer Michi