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#Nachspielzeit

Warum fallen bei der EM viele Tore so spät?

04 March 2024

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Zunächst muss man feststellen, dass die sogenannten Underdogs heute zumindest Eines gut können, sofern sie diszipliniert sind und einen Trainer haben, der sie taktisch hervorragend einstellt: sie können perfekt verteidigen. Diese Teams wissen, dass sie nicht die fußballerischen Qualitäten haben, um eine technisch überlegene und somit spielstarke Mannschaft wie Spanien mit tollem Offensivfußball und Ballbesitzspiel zu besiegen. Daher verfolgen diese Mannschaften eine klare Defensivtaktik mit punktuellen und schnellen Kontern oder versuchen über die wenigen Standards zum Erfolg zu kommen. Und offensichtlich geht diese Taktik für lange Zeit auf, ja manchmal führt sie auch zum Erfolg. Wenn eine Mannschaft wie erwähnt eine hohe taktische Disziplin an den Tag legt und noch ein paar zweikampf- und/oder kopfballstarke Spieler in den Reihen hat, haben Teams wie Deutschland lange Zeit Probleme sich ausreichend gute Torchancen zu erarbeiten.

Und dennoch: sehr oft fällt dann doch diese Mauer und dies hauptsächlich gegen Ende des Spiels. Drei Gründe gibt es hierfür:

1. Die physische Komponente. Die Spieler mussten annähernd 90 Minuten nur verteidigen. Das heißt viel Laufarbeit ohne Ball gegen den Ball. Im Prinzip ist ein ständiges Verschieben die Folge, um die Räume permanent eng für den Gegner zu halten. Da geht dem ein oder anderen Spieler irgendwann die Luft aus und er schafft es körperlich nicht mehr, den offenen Passweg rechtzeitig zu schließen. Diesen einen letzten Schritt kommt der Spieler dann zu spät und schon ist der Raum da, um sich schnell und zielstrebig durch zu spielen.

2. Die psychische Komponente im Sinne der mangelnden Konzentration. Aufgrund der physischen Müdigkeit lässt automatisch Aufmerksamkeit und evtl. auch Willensstärke ein wenig nach. Und so passiert es, dass man die Lücke nicht mehr rechtzeitig schließt, weil man die gar nicht als solche wahrgenommen oder sie zu spät erkannt hat. Oder der Spieler hat den Ball erobert und spielt einen leichtsinnigen Fehlpass und eine perfekte Kontersituation in einer Unordnung entsteht.

3. Der vielleicht wichtigste Punkt - die psychische Komponente im Sinne aus Angst vor Fehlern. Das heißt, dass die psychische Beanspruchung der Spieler gegen Ende des Spiels beim Stand von 0:0 oder 1:1 immer größer wird. Zu Beginn des Spiels haben die Underdogs erstmal nichts zu verlieren. Sie wollen gut verteidigen und so lange wie möglich die Null halten. Wenn eine Mannschaft wie Nordirland dann in der 88. Minute gegen Spanien immer noch ein 0:0 verteidigen kann, dann steht mittlerweile sehr viel für den einzelnen Spieler auf dem Spiel. Keiner hätte das erwartet und nun ist man kurz davor die Sensation zu schaffen, Und wer weiß, vielleicht kann man ja noch mit einem Konter...Der emotionale Druck ist plötzlich enorm. Nur noch drei Minuten, dann haben wir das geschafft. Und wenn man jetzt einen Fehler macht, dann ist der kaum mehr zu beheben. Und genau in diesem Moment passieren dann eben dem ein oder anderen Spieler unter meist massivem Raum- und Gegnerdruck gegen Ende des Spiels ein vielleicht einfacher Fehler, weil die Angst vor dem Versagen zu groß wurde. Der emotionale Stress wurde vielleicht für nur einen Spieler zu groß...

Eine gute Fußballzeit!

Euer Michi

Trainer: Michael Schuppke
Dipl. Sportwiss. Leistungssport Fußball
UEFA A-Lizenz
ehem. Athletik- und Rehatrainer TSV 1860 München
Partner Münchner Fussball Schule
Inhaber MFSFussballtraining.TV
Inhaber MFSPRO
Tags: #Euro 2016
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